Die Bundesregierung hat über den Haushaltsetat für das Jahr 2024 beraten. Laut aktuellem Stand sind weitere Fördermittel für die gezielte Versorgung und Erforschung der Langzeitfolgen von COVID-19 (Post-COVID-Syndrom) und ME/CFS vorgesehen. Ein kurzer Überblick.
Berlin. 17.11.2023 – Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat die Beratungen über den Etat der Bundesregierung für das Jahr 2024 beendet. Für die Versorgung und Erforschung von Post-COVID-Syndrom sowie Myalgischer Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) sind gezielte Fördersummen für längere Zeiträume vorgesehen. Basierend auf Gesprächen mit den Büros von zuständigen Bundestagsabgeordneten, stellt Long COVID Deutschland (LCD) im Folgenden eine kurze Übersicht der einzelnen Fördersummen für den Bereich Versorgung und Versorgungsforschung (Bundesministerium für Gesundheit) sowie für den Bereich Forschung (Bundesministerium für Bildung und Forschung) zur Verfügung.
Bundesministerium für Gesundheit (Förderzeitraum 2024-2028)
- Förderung Versorgungsforschung zu Long/Post-COVID: 21 Millionen € (3 Mio. € davon in 2024, verbleibender Betrag bis Ende 2028)
– bereits angekündigt, noch nicht ausgeschrieben - Förderbekanntmachung für Versorgung von Patientinnen und Patienten mit postviralen Symptomkomplexen wie z. B. Post-/Long-COVID, ME/CFS im Rahmen des Innovationsfond im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) (mehrjährig, genauer Zeitraum nicht bekannt): 20 Mio. €
– bereits in 2023 ausgeschrieben - Ausgaben für Long/Post-COVID-Versorgungsforschung in 2024: 8 Mio. €
– neu beschlossen - Ausgaben für Long/Post-COVID-Versorgungsforschung in 2025-2028 (im Rahmen von sogenannter Verpflichtungsermächtigung, d.h. über mehrere Jahre verteilt): 52 Mio. €
– neu beschlossen - Ausgaben für Long/Post-COVID-Versorgungsforschung und -Versorgung von Kindern & Jugendlichen in 2024: 7 Mio. € *
– neu beschlossen - Ausgaben für Long/Post-COVID-Versorgungsforschung und -Versorgung von Kindern & Jugendlichen in 2025-2028 (i.R.v. sog. Verpflichtungsermächtigung, d.h. über mehrere Jahre verteilt): 45 Mio. € *
– neu beschlossen
* Für Kinder und Jugendliche sollen neben Ausgaben für Studien und Modellerprobungen auch Ausgaben für die Beratung von Einrichtungen, die Erarbeitung von Planungsgrundlagen, die Aus- und Fortbildung von Fachpersonal, für Gutachter und Sachverständige und die Durchführung von Fachtagungen, Schulungs- und Informationsmaßnahmen getätigt werden können.
Zusammenfassung: In Summe stehen dem Ministerium (inkl. G-BA) für den Zeitraum 2024-2028 für Maßnahmen zur Versorgung und Förderrichtlinien zur Versorgungsforschung zu Post-COVID-Syndrom & ME/CFS insgesamt 153 Mio. € zur Verfügung. Davon wurden 41 Mio. € (21 Mio. € Förderung Versorgungsforschung und 20 Mio. € vom Innovationsfond im G-BA) zuvor bereits im Rahmen der BMG Long COVID-Initiative angekündigt.
Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderzeitraum 2021-2026)
Hinweis: 51,5 Mio. € Forschungsetat aus ARD Berichterstattung beziehen sich auf alle Maßnahmen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Förderung von Projekten zu Post-COVID-Syndrom und ME/CFS seit 2021. Etwa die Hälfte dieser Summe (22,5 Mio. €) gehört nicht zum aktuell beratenen Forschungsetat des BMBF, sondern wurde bereits in den Jahren zuvor verausgabt.
- Richtlinie zur Förderung von Forschungsvorhaben zu Spätsymptomen von Covid-19 (Long-Covid) in 2021: 6,5 Mio. €
– bereits verausgabt - Finanzierung Nationale Klinische Studiengruppe (NKSG) in 2022-2023: 10 Mio. €
– bereits verausgabt - Richtlinie zur Förderung von Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet „Hybride Interaktionssysteme zur Aufrechterhaltung der Gesundheit auch in Ausnahmesituationen“ – Modul 3: Verbundprojekte zur Entwicklung hybrider Interaktionssysteme zur Unterstützung der Diagnose von gesundheitlichen Spätfolgen einer COVID-19-Erkrankung in 2023: 6 Mio. €
– bereits verausgabt - Richtlinie zur Förderung interdisziplinärer Verbünde zur Erforschung der Pathomechanismen von ME/CFS in 2024: 15 Mio. €
– bereits in 2023 ausgeschrieben - Richtlinie zur Förderung von interdisziplinären Projekten zur Entwicklung und Erprobung von neuen Ansätzen der Datenanalyse und des Datenteilens in der Long-/Post-COVID-19 Forschung in 2024: 6 Mio. €
– bereits in 2023 ausgeschrieben - Anschlussfinanzierung NKSG in 2025-2026: 8 Mio. €
– neu beschlossen
Zusammenfassung: In Summe standen und stehen dem Ministerium für den Zeitraum 2021-2026 für die Erforschung von Post-COVID-Syndrom und ME/CFS insgesamt 51,5 Mio. € zur Verfügung. Zu den neuen Ausgaben, die im Rahmen der Beratungen über den Bundeshaushalt 2024 vereinbart wurden, gehören 8 Mio. € für die Anschlussfinanzierung der NKSG für 2025-2026, sowie die Bestätigung durch den Haushaltsausschuss der zuvor bereits vom Ministerium angekündigten Richtlinie zur Förderung interdisziplinärer Verbünde zur Erforschung der Pathomechanismen von ME/CFS (15 Mio. €) sowie der Richtlinie zur Förderung von neuen Ansätzen der Datenanalyse und des Datenteilens in der Long/Post-COVID Forschung (6 Mio. €).
Hinweis zum Förderzeitraum der NKSG: Damit die bereits laufenden klinischen Studien und die Biomarker- und Diagnostikplattformen der NKSG im Jahr 2024 fortgeführt werden können, wurde ein Teil der für 2022-2023 vorgesehenen Fördermittel der NKSG zuvor ausgabenneutral in 2024 übertragen (Grund hierfür war u.a. ein verzögerter Beginn der Studiengruppe aufgrund bürokratischer Hürden in der Startphase). Die bereits laufenden Therapiestudien der NKSG sollen bis Ende 2024 abgeschlossen werden. Mit weiteren Fördermitteln für die Jahre 2025 (5 Mio. €) und 2026 (3 Mio. €) sollen neue Therapiestudien umgesetzt und die zuvor genannten Plattformen fortgeführt werden. Die Förderung der NKSG läuft somit nahtlos beginnend von Ende 2022 bis vorerst Ende 2026 weiter. LCD und die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS hatten sich zuvor in Gesprächen mit dem BMBF und mit Bundestagsabgeordneten für die Anschlussfinanzierung der Studiengruppe eingesetzt.
Über die Anschlussfinanzierung der NKSG für 2025-2026 und die Richtlinie zur Förderung interdisziplinärer Verbünde zur Erforschung der Pathomechanismen von ME/CFS hinaus sind vom BMBF laut Haushaltsberatungen für das Jahr 2024 keine weiteren Fördermittel für neue, themenspezifische Vorhaben zur Therapie- oder Grundlagenforschung vorgesehen.
Neben themenspezifischen Ausschreibung zu Post-COVID-Syndrom und ME/CFS, haben Forschende auch die Möglichkeit sich auf themenoffene Ausschreibungen des BMBF (z. B. für die Umsetzung von klinischen Studien) oder themenoffene Ausschreibungen des G-BA (für Vorhaben zur Versorgungsforschung) zu bewerben.
Final beschlossen werden soll der Haushalt der Bundesregierung zum 01.12.2023 (Informationsstand vom 17.11.2023).
Alle Angaben ohne Gewähr.